Kommentar |
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war nicht nur der Unterwasserraum weitgehend unbekannt, sondern auch seine Lebewesen. Das änderte sich mit der Erfindung eines Mediums, das keineswegs reine Salonzierde, sondern ein Wissensobjekt ersten Ranges war: das Aquarium. Im Seminar wird die frühe Geschichte des Aquarium aus wissens-, medien- und kulturgeschichtlicher Perspektive befragt: Auf welche Weise haben Aquarien im 19. und frühen 20. Jahrhundert das Wissen, die Erlebensweise und die Imaginationen der Unterwasserwelt tiefgreifend verändert und prägen den Blick in diesen Raum bis heute? Welche Rolle spielten sie für das heutzutage scheinbar selbstverständliche Wissen über die Beziehungen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt und welche neuen Visionen von Beherrschbarkeit und Regulierung der Natur trieben sie hervor? Mit Fokus auf die Praktiken, Techniken und Medien wird die Geschichte von den ersten amateurwissenschaftlichen Experimenten mit Heimaquarien bis zur Verbreitung und Etablierung privater Heim-, öffentlicher Schau- und wissenschaftlicher Forschungsaquarien im frühen 20. Jahrhunderts verfolgt: Wie wurden die Tiere gesammelt und transportiert? Welches Wissen war für ihre Haltung notwendig und durch welche Medien – von Feldzeichnungen bis zu den ersten verschwommenen Aquarienfotografien – wurden die Beobachtungen und das Wissen vom Leben unter Wasser festgehalten und weitergegeben? |