Kommentar |
Seit 2003 findet alle zwei Jahre eine Studierendenkonferenz gemeinsam mit der Orthodoxen Geisteswissenschaftlichen Sankt Tichon-Universität in Moskau statt.
Auf der Konferenz im Sommer 2021 in Berlin werden wir uns mit dem Thema „Christentum und Nation“ befassen. Es ist in beiden Traditionen sehr unterschiedlich „besetzt“: Während die meisten orthodoxen Kirchen einen engen Zusammenhang zwischen der jeweiligen nationalen Kultur und der orthodoxen Kirche sehen, ist das Verhältnis in den deutschen protestantischen Kirchen nach der Aufhebung des landesherrlichen Kirchenregiments und nach den einschlägigen Verirrungen im (Vorfeld des) Dritten Reich(es) so prekär wie der Begriff der Nation insgesamt. Doch auch die Orthodoxe Kirche hat 1872 die Übertragung des Nationalitätenprinzips auf Kirchenstrukturen, d.h. die nationale Aufspaltung der Kirche, als häretisch verurteilt.
Im Seminar werden wir uns zunächst auf die deutsche Situation konzentrieren und uns mit einigen wichtigen geschichtlichen Stationen der Verhältnisbestimmung von Kirche und Nation befassen sowie mit der gegenwärtigen Diskussion. In den letzten drei Sitzungen soll es dann um das Verhältnis von Kirche und Nation in der Orthodoxie gehen. |
Literatur |
Horst Zilleßen (Hg.), Volk - Nation - Vaterland. Der deutsche Protestantismus und der Nationalismus, Gütersloh 1970; Mario Fischer u.a. (Hgg.), Kirche – Volk – Staat – Nation. Ein Beitrag zu einem schwierigen Verhältnis, Leipzig 2001 (22019); Heinz-Gerhard Haupt, Nation und Religion in der deutschen Geschichte, Frankfurt a.M. 2001; Jens Schröter u.a. (Hgg.), Nation, BThZ 35 (2018); Ioan-Vasile Leb, Die Nation im orthodoxen Christentum, in: Konstantin Nikolakopoulos u.a. (Hgg.), Orthodoxe Theologie zwischen Ost und West, Frankfurt a.M. 2002, 277-291; Burkhard Kämper u.a. (Hgg.), Das Verhältnis von Staat und Kirche in der Orthodoxie, Münster 2011; Eva-Maria Synek, Die orthodoxen Nationalkirchen“ Südosteuropas, in: OS 63 (2014), 339-351. |