Gruppe 2: Party People? Feiern im Mittelalter
Wir feiern heute, wenn uns danach zumute ist und gestalten diese Events danach aus, wie es uns beliebt. Doch wie und vor allem eigentlich was feierte man im Mittelalter?
Das Kirchenjahr strukturierte mit über 100 Feiertagen auch die Termine für Feierlichkeiten, die von allen begangen wurden. Neben Weihnachten gab es aber noch andere Festtage, die heute nicht mehr begangen werden, wie die Petri Kettenfeier. Narren- und Mysterienspiele dienten neben der Unterhaltung auch der Belehrung, Neujahr wurde nicht nur anders als heute gefeiert, sondern sogar an einem anderen Tag.
Wichtige Feste waren aber auch das Funeral, insbesondere natürlich die königlichen Begräbnisse, oder Krönungen, die feste liturgische Abläufe hatten, sich aber im Laufe der Zeit entwickelten, veränderten und bis heute in unsere Art, diese Feierlichkeiten zu begehen, eingreifen. So tragen wir zum Beispiel bis heute auf Trauerfeierlichkeiten das in Burgund etablierte Schwarz. Feiern und Feste, Jahrmärkte und Karneval, Fasten und Gedenktage gehörten also zum Alltag im Mittelalter dazu und ganze Bauten, die bis heute erhalten sind, dienen dazu, diese Feiern möglich zu machen. So finden Sie bis heute in der Abtei Westminster einen Kosmatenboden, dessen Mittelpunkt die Stelle symbolisiert, an dem der König von England seine Krone von Gott verliehen bekommt und nach seinem Tod an Gott zurückgibt.
Schauen wir uns diese einerseits ernsten, andererseits fröhlichen Feiern doch einmal näher an. Wie zum Beispiel feierte der Papst in Avignon und was gab es dabei zu essen? Kommen Sie mit in ein Seminar, in dem Sie lernen, dass neunzig gebratene Ochsen gerade das Mildeste sind und lernen Sie süßen Senf von einer ganz anderen Seite kennen, in der Prinz Karneval mit dem Fasten zu kämpfen hat und der Todestag wichtiger ist, als der Geburtstag. Und was ist eigentlich ein adventus regis (die Ankunft des Königs)?
Gruppe 3: Gewaltgemeinschaften und Leidensgemeinschaften. Die Wahrnehmung der Normannen- und Magyareneinfälle in den Quellen des Frühmittelalters
Mit dem Tod Karls des Großen (†814) endete eine Epoche expansiver und aggressiver karolingischer Reichspolitik. Während sein Sohn Ludwig (I.) das Erbe seines Vaters noch verwalten und aufrechterhalten konnte, zerfiel es spätestens unter seinen streitenden Enkeln in fränkische Klein- und Teilreiche. Einem Jahrhundert karolingischer Stabilität folgte eine Phase des dynastischen, innenpolitischen Dissens, der als Katalysator die Zeit der sogenannten Vikingerüberfälle einläutete. Als Strafe Gottes, suchten die dani oder northmanni das sündige Christenvolk heim. Für die leidgeprüften Zeitgenossen konnte dieser Ausbruch von Gewalt nur als Ausdruck göttlicher Zurechtweisung verstanden werden, die jedoch nicht ewige Verdammnis verheißen sollte. Mit der schrittweisen Christianisierung der Skandinavier im beginnenden 10. Jahrhundert, stand jedoch bereits die nächste Plage vor der Tür: Binnen eines halben Jahrhunderts, verheerten die nomadischen Reiterverbände der Magyaren große Teile des ost- und westfränkischen Reichs und damit ein wohl immer noch vermeintlich sündhaftes Volk.
Ausgehend von den frühmittelalterlichen Quellen, soll die Entwicklung der normannischen und ungarischen Überfalls- und Eroberungszüge im 9. und 10. Jahrhundert skizziert werden. Ziel des Seminars ist es die zeitgenössische Wahrnehmung dieser plötzlich hereinbrechenden Form von Gewalt, die sich über zwei Jahrhunderte erstreckte, nachzuvollziehen und im Lichte aktueller Forschungsdebatten zu eruieren.
Erwartet werden regelmäßige Teilnahme, die Bearbeitung von Lektüreaufgaben sowie die Übernahme eines Referats. Die Anmeldung über Agnes ist obligatorisch.
Gruppe 4: Mittelalterliche Medizingeschichte
Gruppe 5: Papsttum in Spätmittelalter und Renaissance
Vor dem Hintergrund der (politischen) Ereignisse des 14., 15., und 16. Jahrhunderts (das Große Abendländische Schisma, die Reformation, die Begründung der Anglikanischen Kirche) wird in diesem Seminar das Papsttum sowie die Politik des Vatikans im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit beleuchtet. Das Pontifikat des berüchtigten Rodrigo Borgia, Papst Alexander VI., wird u. a. als konkretes Beispiel untersucht.
Gruppe 6: Religiöse Vielfalt im Hochmittelalter
Im Mittelalter ist das Nebeneinander von Juden, Christen und Muslimen der Normalfall, das gilt in besonderem Maße für die Regionen rund ums Mittelmeer; die Forschung zur religiösen Vielfalt im Mittelalter hat eine entsprechend lange Tradition. Neue Impulse erhält sie von Debatten um Transkulturalität und Globalität. In dem Seminar wird es darum gehen, aktuelle Forschungsperspektiven zu systematisieren und an ausgewählten Fallbeispielen zu erproben. Ein Fokus soll dabei darauf liegen, die Vielgestalt und Widersprüchlichkeit interreligiöser Beziehungen herauszuarbeiten: Was normativ zu einem bestimmten Zeitpunkt gilt, muss deshalb nicht unbedingt die Praxis des Zusammenlebens bestimmen und umgekehrt. Latein-, Spanisch- oder Italienischkenntnisse sind willkommen, aber natürlich keine Voraussetzung für den Besuch des Seminars.
Anhand konkreter Beispiele werden im Laufe des Semesters die Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens – Argumentation, Konzeption, Entwurf von Fragestellungen – in schreibpraktischen Übungen vertieft.
Das Thema des Seminars ist auch für Lehramtsstudierende von Interesse. Denn das Zusammenleben Angehöriger unterschiedlicher Religionen ist im Lehrplan Berliner und Brandenburgischer Schulen zwar Längsschnittthema (z.B. in Klasse 7/8), aber die aktuelle Forschungsfragen und -perspektiven spiegelt sich in den Schulbüchern bislang kaum. |