Übergewicht und Herzkreislauferkrankungen sind zurzeit in aller Munde. Wie genau sie entstehen, ist nur unzureichend verstanden; die Ursachen reichen von Genetik bis westliche Moderne. Jedoch scheint sich die Mehrheit der ExpertInnen einig, dass diese (Krankheits-)Phänomene vor allen Dingen die „Unterschicht“ betreffen, denn die Krankheitsverteilung korreliert stark mit einem epidemiologisch bestimmten sozialen Gradienten. Schnell werden Essgewohnheiten, kulturelle Vorstellungen und sozio-ökonomischer Status ins Feld geführt, um diesen Zusammenhang zu begründen. Dieses Seminar wählt einen anderen Zugang. Wir möchten am Beispiel von zwei Quartieren oder Straßenzügen mittels ethnographischer Methoden untersuchen, in welchen Umwelten Menschen wie unterwegs sind und wie dies möglicher Weise Übergewicht und Herzkreislauferkrankungen ko-produziert. Das Seminar beginnt daher mit einer angeleiteten, empirischen Untersuchung. Die Befunde werden dann aus einer wissensanthropologischen Perspektive anhand von ausgewählten Texten diskutiert, um einen Beitrag zu aktuellen sozialmedizinischen Debatten um Übergewichtsätiologien einerseits, andererseits zu sozialanthropologischen Diskussionen über Wissen und Materialität zu erarbeiten. Das Seminar orientiert sich eng an den Arbeiten des Forschungsschwerpunkts: Präventives Selbst und des Labors: Sozialanthropologie und Lebenswissenschaften - www.csal.de. Masterstudierende haben die Möglichkeit, ihre Arbeiten an diesen Forschungskontext anzudocken und um ein weiteres Semester zu verlängern. Beide Semester gemeinsam können dann in Modul 6 statt Modul 5 angerechnet werden (Doppelanrechnung in 5 und 6 ausgeschlossen). |